Wissenschaftler hierzulande haben neue Erkenntnisse zum versteckten Hörverlust gewonnen. Sie fanden heraus, dass Prozesse im Zentralnervensystem eine wichtige Rolle bei diesem Phänomen spielen könnten. Bisher wurde grundsätzlich angenommen, dass Schäden im Innenohr – hervorgerufen beispielsweise durch laute Musik – für den versteckten Hörverlust verantwortlich sind. Nun aber kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass bestimmte Rezeptoren im Gehirn die Hauptverursacher sein könnten.
Im Rahmen der Studie analysierten die Forschenden mittels spezieller Untersuchungsmethode, der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie (PET), die Verarbeitungsprozesse in den Hörarealen des Gehirns und konnten dabei Veränderungen an bestimmten hemmenden Rezeptoren von Nervenzellen ausfindig machen.
Diese Rezeptoren, die für einen für das Hörvermögen besonders wichtigen Neurotransmitter verantwortlich sind, helfen dabei, interessante Signale von Störgeräuschen zu trennen. Die Veränderungen an diesen Rezeptoren könnten zu einer Beeinträchtigung der Informationsverarbeitung führen, was die Einschränkungen im Hören erklären könnte.
Interessanterweise zeigte die Studie, dass die Anzahl funktionsfähiger Synapsen im Innenohr nicht signifikant abgenommen hatte. Dies deutet darauf hin, dass Schäden im Innenohr allein möglicherweise nicht die Ursache für den versteckten Hörverlust sind. Die Erkenntnisse dieser Studie eröffnen neue Forschungsperspektiven im Bereich des versteckten Hörverlusts. Neben dem Richtungshören könnten auch Defizite in der Sprachwahrnehmung auf Veränderungen zentralnervöser Mechanismen im Gehirn zurückzuführen sein.
Tolnai, S. et al.
Age-Related Deficits in Binaural Hearing: Contribution of Peripheral and Central Effects
J Neuroscience
4/2024